Villa Meyer Gera: Herr und Gastgeber des Hauses ist die Zeit selbst.
Dort, wo jetzt noch Bauschutt unter den Sohlen knirscht, erlebt man bereits heute eine Reise, die losgelöst ist von Chronik und Epoche. Das Ziel ist klar: Hingabe und Handwerkskunst fließen in dieser Villa zu einer Neuanordnung der Zeit zusammen.
Folgen Sie uns durch den Trichter der Sanduhr – hinein in etwas, das sich mit Worten kaum beschreiben lässt:
Beim Betreten der ersten Stufen des Foyers steigt der Blick nach oben, man kann nicht anders.
Bereits jetzt beginnen die Sinne, die Kontrolle über das Handeln zu übernehmen.
Die Kühle von nassem Mörtel liegt in Luft. Größere Fragmente von Stuck liegen am Boden, der Besucher achtet auf jeden nächsten Schritt.
Staub bedeckt die Oberflächen, noch möchte man nichts berühren.
Aus den oberen Etagen dringt gedämpfter Baulärm nach unten und verliert sich schließlich in den hohen Decken. Trotz regem Betrieb im Gebäude ist es ruhig, fast still. Die Ohren lauschen in die Vergangenheit. Gespräche bleiben aus, die Besucher wollen staunen und fühlen.
Die Anordnung der Räume überrascht. Sie reihen sich nicht in höchster Effizienz aneinander, wie wir es heute gewohnt sind. Stattdessen beruhigen sie die Schritte der Füße. Man beginnt zu schauen, zu orientieren. Den Räumen liegt Ruhe in der Seele, sie haben viel Zeit. Der eigene Herzschlag passt sich an.
Ungewohnt große Türzargen laden in immer neue Hallen ein. Die Türblätter liegen indes auf der Werkbank des Tischlers. Ihre Zeit wird kommen. Raum für Raum wird man nun geleitet durch das Herrenzimmer. Die Kapelle. Den Erkerturm. Den Damensalon.
Kaum vorzustellen, dass hier einmal gewohnt und gearbeitet werden wird. Und doch rückt dieser Gedanke mit jedem Besuch der Handwerker näher. Versteckt in den Wänden liegt längst Netzwerktechnik und Elektrik nach dem Maßstab zukünftiger Ansprüche.
Weder Schutt noch herausgerissenes Holz können der Villa auch nur den kleinsten Kratzer zufügen. Sie bleibt unversehrt, überdauert die Zeit. Die Mauern sind geduldig und warten selbstbewusst auf das Geschick des bestellten Handwerkers.
Noch gibt es keine Beleuchtung, auch die Lampen warten auf ihre Installation. Doch kann sich keine Dunkelheit in den Räumen halten.
Einmal in die Räume geflossen, scheint das Licht nicht mehr gehen zu wollen. Stattdessen resoniert es im Raum: In seiner vollen Natürlichkeit und Weichheit. Die Gedankenarbeit des Architekten zahlt sich auch nach Jahrhunderten noch aus. Und so wird es bleiben, in der Villa Meyer.